In der industriellen Produktion spielen Schläuche eine entscheidende Rolle, sie leiten Flüssigkeiten, Gase oder Granulate sicher und effizient durch Anlagen, Maschinen oder Prozesse. Doch Schlauch ist nicht gleich Schlauch. Je nach Medium, Temperatur, chemischer Belastung oder mechanischem Anspruch variiert die Auswahl stark.
In diesem Beitrag werfen wir einen präzisen Blick auf die Eigenschaften moderner Schlauchtechnik, von Silikon über PTFE bis zu verstärkten Lösungen mit Edelstahlspirale.
Ein Steckbrief gibt einen schnellen Überblick, und ein kurzes Experteninterview bringt Erfahrung aus der Praxis auf den Punkt.
🧾 Schlauchtypen & ihre Eigenschaften im Überblick
Schlauchtyp | Eigenschaften & Anwendungen |
---|---|
Silikonschlauch | Hitzebeständig, elastisch, lebensmittelecht und geruchsneutral. Ideal für sensible Medien in der Lebensmittel- oder Pharmaproduktion. |
PTFE-Schlauch (Teflon®) | Extrem chemikalienbeständig, fettresistent, lebensmittelecht. Eignet sich für aggressive Reinigungsmittel oder fetthaltige Produkte. |
PVC-Schlauch | Transparent, leicht, vielseitig. In zahlreichen Dimensionen verfügbar. Beliebt für einfache Anwendungen mit geringem Druck. |
EPDM-Schlauch | Beständig gegen Hitze, Chemikalien und Alterung. Geeignet für Dampf, heißes Wasser oder aggressive Medien. |
PU-Schlauch (Polyurethan) | Hohe Abriebfestigkeit, flexibel, sehr gute Fließeigenschaften dank glatter Innenwand. Anwendung in abrasiven oder mobilen Umgebungen. |
Schlauch mit Edelstahlspirale | Mechanisch besonders robust. Eingesetzt bei Unterdruck oder hohen Saugleistungen. Ideal für mobile Anlagen oder Fördertechnik. |
Druck- und Saugschläuche | Speziell für den Einsatz unter Druck oder Unterdruck konzipiert. Häufig in Bau, Landwirtschaft oder Industrie. |

Anwendungsbereiche & Beständigkeit im Fokus
Die Anforderungen an Schläuche steigen stetig, besonders in sensiblen Branchen wie:
✅ Lebensmittelindustrie
Hier zählen Hygiene, Temperaturstabilität und Geschmacksneutralität. Silikon und PTFE sind Standardmaterialien und sie erfüllen die Anforderungen der EU-Verordnungen und FDA-Richtlinien.
✅ Chemische Industrie
Schläuche kommen hier mit aggressiven Medien wie Laugen, Säuren oder Lösungsmitteln in Kontakt. PTFE oder EPDM sind aufgrund ihrer chemischen Resistenz und Alterungsbeständigkeit ideal geeignet.
✅ Maschinen- und Anlagenbau
In Produktionslinien, Abfüllanlagen oder Förderprozessen sind mechanisch belastbare Schläuche gefragt. PU-Schläuche mit hoher Abriebfestigkeit oder Stahlspiralschläuche bei Unterdruckanwendungen sind hier gefragt.
✅ Pharma- und Medizintechnik
Auch hier sind Silikonschläuche bevorzugt, insbesondere wenn es um Sterilität, Biokompatibilität und flexible Handhabung geht. Spezielle Schlauchtypen sind auch für Autoklaven geeignet.
Temperatur- und Druckbereiche im Vergleich
Ein häufiger Fehler in der Auslegung von Schlauchsystemen liegt in der Unterschätzung der thermischen und mechanischen Belastung. Daher ist eine genaue Betrachtung der Betriebsbedingungen entscheidend:
- Silikonschläuche: bis +200 °C einsetzbar, meist bis max. 5 bar Druck
- PTFE-Schläuche: temperaturbeständig bis +260 °C, chemisch extrem stabil
- PVC-Schläuche: günstig, aber meist nur bis ca. +60 °C und niedrigen Druck geeignet
- EPDM-Schläuche: widerstehen Hitze bis +150 °C, ideal für Dampf oder Heißwasser
- PU-Schläuche: flexibel bei -40 °C bis +90 °C, abriebfest, gut für mobile Systeme
- Stahlspiral-Schläuche: hohe Unterdruckbeständigkeit, oft in Saugleitungen
Diese Werte variieren je nach Hersteller und Schlauchaufbau. Eine individuelle Beratung ist deshalb immer empfehlenswert.
Nachhaltigkeit & Lebensdauer
Immer häufiger achten Einkäufer und Entwickler nicht nur auf Funktion, sondern auch auf die ökologische Bilanz von Schlauchsystemen. Langlebige Materialien wie PTFE oder PU reduzieren den Austauschintervall, senken Wartungskosten und vermeiden unnötigen Abfall.
Einwegschläuche kommen zwar in bestimmten Hygienebereichen zum Einsatz, sollten jedoch durch wiederverwendbare Systeme ersetzt werden, wo immer es technisch möglich ist. Einige Hersteller bieten inzwischen auch rezyklierbare Schlauchlösungen oder Systeme mit rücknahmefähigen Komponenten an.
Zudem spart eine präzise Auslegung des Schlauchquerschnitts und der Wandstärke nicht nur Energie (z. B. bei Pumpenantrieben), sondern verhindert auch unnötigen Verschleiß, was sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll ist.
Qualität, Normen & Prüfzeichen
Bei der Auswahl von Industrieschläuchen geht es nicht nur um Materialien, sondern auch um Sicherheit, Zulassung und Qualität. Hier einige wichtige Kriterien:
- DIN/EN-Normen für Druckfestigkeit, Biegeradius und Materialqualität
- FDA- & EU-Zulassungen für Lebensmittelkontakt
- ATEX-Konformität bei explosionsgefährdeten Umgebungen
- Kennzeichnungspflicht direkt auf dem Schlauch (Material, Temperaturbereich, Druck)
Ein hochwertiger Industrieschlauch wird vor Auslieferung meist einer Druck- oder Leckageprüfung unterzogen, das erhöht die Prozesssicherheit erheblich. Einige Hersteller dokumentieren diese Tests in Form von Chargenprüfberichten oder digitalen Prüfplaketten.
🎙️ Interview: „Die richtige Wahl hängt vom Einsatz ab“
Gespräch mit einem Anwendungstechniker aus der Lebensmittelindustrie
Frage: Worauf achten Sie bei der Auswahl eines Schlauchs für Ihre Prozesse?
Es kommt stark auf das Medium und den Einsatzzweck an. Wenn wir mit sensiblen Lebensmitteln oder Pharmawirkstoffen arbeiten, setzen wir zum Beispiel auf Silikonschläuche, wegen ihrer Neutralität und Hitzebeständigkeit. In CIP-Prozessen nutzen wir PTFE, da es Reinigungschemikalien standhält.
Frage: Welche Rolle spielen die mechanischen Eigenschaften?
Eine große. In Anlagen mit beweglichen Teilen oder starker Beanspruchung verwenden wir PU-Schläuche, sie sind abriebfest und langlebig. Wenn wir mit Saugdruck arbeiten, brauchen wir spiralförmig verstärkte Varianten.
Frage: Gibt es Fehler, die man bei der Auswahl vermeiden sollte?
Ja, der Klassiker ist „Ein Schlauch für alles“. Das funktioniert nicht. Wer beispielsweise einen einfachen PVC-Schlauch für aggressive Medien nutzt, riskiert nicht nur Leckagen, sondern auch Stillstand und Folgeschäden. Auch auf die Kompatibilität mit Reinigungsmitteln achten viele zu spät.
Fehler vermeiden bei der Schlauchauswahl
- Ist das Schlauchmaterial medienbeständig?
- Stimmt die Temperaturtoleranz mit dem Prozess überein?
- Wurde Druck- bzw. Saugbelastung korrekt bewertet?
- Gibt es Bewegung, Vibration oder enge Biegeradien?
- Sind Zertifizierungen und Hygieneanforderungen erfüllt?
- Wurde auf einfache Reinigung und Wartung geachtet?
💡 Selbst kleine Abweichungen bei diesen Punkten können zu erhöhtem Verschleiß, Leckagen oder Produktionsausfällen führen.
Fazit
Industrieschläuche sind unscheinbar aber entscheidend. Sie verbinden Komponenten, sichern den Medienfluss und schützen Maschinen und Menschen. Wer hier die richtige Wahl trifft, steigert Effizienz und minimiert Risiken. Dabei gilt: Nicht jeder Schlauch passt überall.
Die Vielfalt an Materialien und Bauformen ist groß und genau das ist die Chance: Für jeden Prozess gibt es die optimale Lösung. Ob für hitzebeständige Lebensmittelprozesse, chemische Medien oder hohe Abriebanforderungen, Schlauchtechnik ist ein zentrales Verbindungselement moderner Produktionsprozesse.
Die richtige Auswahl spart nicht nur Kosten, sondern schützt auch die Umwelt, verlängert Wartungszyklen und verbessert die Prozessstabilität. Unternehmen, die hier vorausschauend planen, sichern sich nicht nur technische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche.
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